Deportation – Stuttgarts Geschichte
Hallo und herzlich Willkommen! Heute erkläre ich Dir die Geschichte von Deportationen in Stuttgart.
Hier ist eine kurze Zusammenfassung für Dich:
Während des Zweiten Weltkriegs wurden mehr als 2500 Juden und über 240 Sinti und Roma aus Stuttgart und der Umgebung in Vernichtungslager im Osten gebracht. Die Deportationen begannen im Jahr 1941 bis 1945. Vor den Deportationen wurden die Betroffenen in sogenann-ten Judenwohnungen und Zwangsaltenheimen “abgesondert”. Die Machtträger in Stuttgart arbeiteten mit Unternehmen wie den Heinkel-Hirth-Werken zusammen, um Wohnraum für die Deportierten freizumachen. Die Deportationen erfolgten mit Güterwagen und fanden unter grausamen Bedingungen statt. Nur wenige Menschen überlebten.
Viele Jahre lang haben die Menschen in Stuttgart nicht viel über diese schlimme Zeit gesprochen, aber vor einiger Zeit wurde ein Ort namens “Zeichen der Erinnerung” eröffnet, um an die Opfer zu erinnern. Es ist ein Ort, an dem man sich daran erinnert, dass so etwas Schlimmes nie wieder passieren sollte. Es wurde durch die Hilfe von vielen Menschen möglich gemacht. Es ist wichtig, sich daran zu erinnern und dafür zu sorgen, dass so etwas nie wieder passiert. Mehr Informationen über die Deportationen aus Stuttgart und die Opfer kannst du auf der Website des Vereins nachlesen.
Wortschatz:
Die Deportation/deportieren = zwangsweise weg‑, an einen anderen Ort bringen, verschleppen
Sinti und Roma = Sinti nennt sich die Völkergruppe, die vor etwa 600 Jahren in deutschsprachige Gebiete wie zum Beispiel Deutschland, Österreich oder die Schweiz einwanderte. Als Roma bezeichnen sich die Völker, die damals nach Ost- und Südosteuropa zogen und dort ihre Heimat fanden. Mittlerweile gibt es aber auch bei uns Roma.
Zwang/gezwungen = mit Gewalt oder durch Drohungen bewirkt jemand, dass jemand etwas gegen seinen Willen tut.
Der Infoladen = Infoläden sind Teil selbstständiger Strukturen und Organisation. Sie dienen nicht nur der Verbreitung von Informationen, sondern sollen auch die Erarbeitung von und Auseinandersetzung mit verschiedensten Themen fördern.
Der Verein= Organisation, in der sich Personen mit bestimmten gemeinsamen Interessen, Zielen zu gemeinsamem Tun zusammengeschlossen haben.
Das Denkmal = zum Gedächtnis an eine Person oder ein Ereignis errichtete größere plastische Darstellung.
Das Mahnmal = Denkmal, das etwas im Gedächtnis halten soll, von dem zu hoffen ist, dass es sich nicht wieder ereignet.
Die Gesellschaft = Gesamtheit der Menschen, die zusammen unter bestimmten politischen, wirtschaftlichen und sozialen Verhältnissen leben.
Das Verbrechen = besonders schwere Straftat
Der Holocaust = Massenvernichtung menschlichen Lebens
Die Spende = Freiwillige Leistungen, ohne Gegenleistung zum Beispiel mit Geld
Der Antisemitismus =Abneigung oder Feindschaft gegenüber den Juden
Die Würde = Achtung gebietender Wert, der einem Menschen innewohnt, und die ihm deswegen zukommende Bedeutung.
Das Dritte Reich = die Nationalsozialisten haben selbst ihre Regierungszeit von 1933 bis 1945 als “Drittes Reich” bezeichnet.
ökonomisch = sparsam, mit überlegt eingesetzten Mitteln /die Wirtschaft betreffend.
Güterwagen = Eisenbahn/ Zug/ Waggon für den Gütertransport
Information 1
In Deutschland wurden 1941–1945 Menschen unter Zwang weggeschickt (= deportiert). In Stuttgart wurden 2500 Juden und 240 Sinti und Roma zum Killesberg gebracht. Sie mussten dann zum inneren Nordbahnhof gehen. Sie wurden gezwungen. Vom Inneren Nordbahnhof mussten die Menschen zu Lagern fahren. Die Menschen wurden nach Riga, Izbica, Auschwitz und Theresienstadt deportiert. In den Lagern wurden die Menschen getötet. Viele Menschen sind gestorben. Stuttgart hat diese Geschichte fast 60 Jahre verdrängt.
Ende der 1990er Jahre hat der Infoladen und die Stiftung Geißstraße das Thema aufgriffen und die Erinnerung an das grausige Geschehen vor dem Vergessen bewahrt.
Die Gleise, Schienen, Schwellen und Prellböcke im Inneren Nordbahnhof, wo die Menschen gezwungen wurden, die Züge zu besteigen, sind noch erhalten (heute: Otto-Umfrid-Straße). Man kann die Gleise heute noch sehen. Diese Spuren sollten als Erinnerung an das grausame Geschehen bewahrt werden und wurden als Zeichen der Erinnerung gestaltet.
Die Gedenkstätte am Inneren Nordbahnhof ist ein Ort, an dem den Opfern ein Name gegeben wird und ihr Name genannt wird. Die Namen der toten Menschen stehen in der Gedenkstätte. Die Holocaust-Forschung entdeckt immer wieder bislang übersehene, unbekannte Namen von Opfern. Man findet immer wieder neue Namen von Menschen, die getötet wurden. So wurden zwei Jahre nach der Einweihung 271 Namen von Sinti und Roma aus dem Land hinzugefügt, und weitere 435 Namen jüdischer Opfer (aus verschiedenen Deportationen) wurden im Frühsommer 2022 auf der Wand zwischen den vorhandenen Zeilen eingefügt.
Der Verein “Zeichen der Erinnerung” betrachtet das Gedenken als eine öffentliche Aufgabe im Auftrag der gesamten Gesellschaft, der Stadt Stuttgart, der Region und des Landes. Denn die Verbrechen des Holocaust wurden im Namen der damaligen Gesellschaft in aller Öffentlichkeit begangen. Die Gedenkstätte ist ein Mahnmal dafür, dass unsere Gesellschaft sich ihrer Verpflichtung und Verantwortung bewusst war und ist, alles dafür zu tun, dass so etwas nie wieder geschieht. Sie ist ein Zeichen der Hoffnung auf eine Welt ohne Gewalt, Antisemitismus, Rassismus, Fremdenfeindlichkeit sowie Verletzung der Rechte und Würde des Menschen. Die Gedenkstätte am Inneren Nordbahnhof soll in diesem Sinne ein Ort der Mahnung und Erinnerung sein.
Die Realisierung der Gedenkstätte wurde durch öffentliche und private Unterstützung ermöglicht. Spenden für die Gedenkstätte können auf das Konto bei der BW Bank (IBAN DE82 6005 0101 0002 6058 43) überwiesen werden.
Auf der Homepage des Vereins findet man umfangreiche Informationen zum Geschehen im 3. Reich, die Namen der Opfer und vieler Täter, Veranstaltungshinweise, Fotos, Quellen und vieles mehr. Der QR-Code führt dorthin.
Informationen 2
Deportationen aus Stuttgart
Den Deportationen ging eine „Absonderung” der Betroffenen in sog. Judenwohnungen und Zwangsaltenheime voraus. Diese hatte auch ökonomische Vorteile: In Stuttgart herrschte Wohnungsnot. Die Machtträger arbeiteten zusammen: Die Heinkel-Hirth-Werke setzten gegen die Überlassung von 60 Wohnungen ländliche Anwesen instand, die Stadt Stuttgart war aktiv bei der „Freimachung” von Wohnraum.
Gleichzeitig begannen die Vorbereitungen für Deportationen. Stuttgart war einer von 16 Ausgangsorten der Deportationen. Mitte November 1941 informierte die Stapoleitstelle die Jüdische Mittelstelle über eine für den 1. Dezember vorgesehene Deportation. Sie nannten es Umsiedlung und nicht Deportation. Es sollten über 1000 Menschen weggebracht werden. Man hat versucht, dass Juden helfen andere Juden zu deportieren.
Die Menschen mussten ihre Sachen packen, damit die Nationalsozialisten ihr Gepäck mitnehmen konnten. Die Sachen wurden von den Nationalsozialisten geklaut.
In der Halle der Reichsgartenschau wurden alle Juden gesammelt.
Danach wurden die Juden am 1. Dezember 1941 von 10 Uhr morgens bis 2 Uhr nachts gezwungen in Güterwagen einzusteigen und sie wurden nach Riga deportiert. Die nächste Fahrt war am 29. Januar 1942 nach Theresienstadt.
Es folgten weitere Deportationen von jüdischen Menschen aus Stuttgart und der Region in die Vernichtungslager im Osten. Insgesamt wurden zwischen 1941 und 1945 mehr als 2500 Menschen jüdischer Abstammung aus Stuttgart und über 240 Sinti und Roma vom Killesberg über den Inneren Nordbahnhof zu den Lagern Riga, Izbica, Auschwitz und Theresienstadt deportiert. Nur wenige überlebten.
Die Erinnerung an diese dunkle Vergangenheit wurde in Stuttgart lange Zeit verdrängt, bis Ende der 1990er Jahre der Infoladen und die Stiftung Geißstraße das Thema aufgriffen und die Gedenkstätte “Zeichen der Erinnerung” am Inneren Nordbahnhof initiierten, um an das grausame Geschehen zu erinnern und der Opfer zu gedenken. Die Gedenkstätte ist ein Mahnmal und Erinnerungsort für die Opfer der Verbrechen des Holocaust und erinnert an die Verantwortung und Verpflichtung, dass so etwas nie wieder geschehen darf. Die Realisierung der Gedenkstätte wurde durch öffentliche und private Unterstützung ermöglicht, und der Verein “Zeichen der Erinnerung” betrachtet das Gedenken als eine öffentliche Aufgabe im Auftrag der gesamten Gesellschaft.
Weitere Informationen zu den Deportationen aus Stuttgart, den Hintergründen und den Namen der Opfer sowie Veranstaltungshinweise, Fotos, Quellen und mehr, sind über den QR auf der Homepage des Vereins zu finden.