Walter Stahlecker

* 10. Okto­ber 1900 in Sternenfels,
† 23. März 1942 auf dem Flug nach Prag

Massenmörder aus Württemberg

»Ter­ror gegen Ter­ror!« Nach die­ser Devi­se führt Wal­ter Stahl­e­cker seit dem Über­fall auf die Sowjet­uni­on im Juni 1941 die Ein­satz­grup­pe A. Ihre Auf­ga­be besteht dar­in, im Ver­nich­tungs­krieg gegen die Sowjet­uni­on jeden Wider­stand zu bre­chen und Men­schen, die gemäß der NS-Ideo­lo­gie als min­der­wer­tig gel­ten, zu erschie­ßen. Stahl­e­ckers Ein­satz und sei­ne ver­bre­che­ri­sche Effi­zi­enz ragt selbst aus der bar­ba­ri­schen Kriegs­füh­rung im Osten noch her­aus. Allein von Juni 1941 bis Janu­ar 1942 brennt sei­ne Ein­satz­grup­pe Hun­der­te von Dör­fern nie­der und ermor­det 240 410 Men­schen. Mit der Füh­rung die­ses Mord­kom­man­dos hat Stahl­e­ckers mör­de­ri­sche Kar­rie­re ihren Höhe­punkt erreicht.

Stahl­e­cker wird im bür­ger­li­chen Eltern­haus deutsch­na­tio­nal und anti­re­pu­bli­ka­nisch erzo­gen. Als Mit­glied des rechts­ra­di­ka­len Tübin­ger Stu­den­ten­korps ver­tieft er sei­ne anti­de­mo­kra­ti­schen und ras­sis­ti­schen Vor­stel­lun­gen. Stahl­e­cker betei­ligt sich an Stra­ßen­kämp­fen in Würt­tem­berg und an der Nie­der­schla­gung des Gene­ral­streiks im Ruhr­ge­biet. Schon 1921 tritt er der NSDAP bei. In den weni­gen sta­bi­len Jah­ren der Wei­ma­rer Repu­blik zwi­schen 1923 und 1929, in denen auch die NSDAP ver­bo­ten ist, hält er sich bedeckt. Als Jurist betreibt er nun sei­ne Kar­rie­re im würt­tem­ber­gi­schen Staats­dienst. 1930 wird er Direk­tor des Arbeits­amts in Nagold. Nach der so genann­ten »Macht­er­grei­fung« der Natio­nal­so­zia­lis­ten erin­nert sich der neue Reichs­statt­hal­ter Wil­helm Murr an Stahl­e­cker, an des­sen Gesin­nung er kei­nen Zwei­fel hat. Stahl­e­cker wird im Früh­som­mer 1934 Lei­ter der Poli­ti­schen Poli­zei in Würt­tem­berg. Mit der Gleich­schal­tung der Poli­zei in Deutsch­land steigt Stahl­e­cker wei­ter auf. Im Gefol­ge von Rein­hard Heyd­rich wird er im Mai 1938 Inspek­teur der Sicher­heits­po­li­zei und des »Sicher­heits­diens­tes« für Öster­reich. Bis 1940 über­nimmt Stahl­e­cker wei­te­re hohe Poli­zei­funk­tio­nen in der besetz­ten Tsche­cho­slo­wa­kei und in Nor­we­gen. Stahl­e­cker betei­ligt sich in die­ser Zeit auch an den Über­le­gun­gen hoher SS-Füh­rer, wie mit den euro­päi­schen Juden wei­ter umge­gan­gen wer­den soll. Mit dem Über­fall auf die Sowjet­uni­on wird er sich direkt an der Umset­zung des dabei beschlos­se­nen Völ­ker­mords betei­li­gen. Im März 1942 wird er bei einem Par­ti­sa­nen­an­griff ange­schos­sen. Auf dem Flug nach Prag ver­blu­tet er. hs

Hans-Joa­chim Lang: Die mör­de­ri­sche Kar­rie­re des Wal­ter Stahl­e­ckers. In: Erin­nern gegen den Schluß­strich. Zum Umgang mit dem Natio­nal­so­zia­lis­mus. Frei­burg i. Br. 1997 (Geschichts­werk­statt, Bd. 29). S. 147–156.