Gertrud Scholtz-Klink, geb. Treusch

Ger­trud Scholtz-Klink in Stuttgart

* 9. Febru­ar 1902 in Adelsheim,
† 24. März 1999 in Bebenhausen

Reichsfrauenführerin bis in den Tod

Reichs­frau­en­füh­re­rin Ger­trud Scholtz-Klink lässt 1935 kei­nen Zwei­fel dar­an, wer im natio­nal­so­zia­lis­ti­schen Deutsch­land das Sagen hat und wie mit Kri­ti­kern umge­gan­gen wird: »Der Staat sind wir, und wenn ihr [jeman­den] fin­det, der Euch […] weis­ma­chen will, dass dem nicht so wäre, dann wer­den wir ihm so lan­ge Feu­er unter einem gewis­sen Kör­per­teil machen, bis er den Gleich­schritt mit uns wie­der­ge­fun­den hat.« Als Reichs­frau­en­füh­re­rin arbei­tet sie maß­geb­lich dar­an mit, dass auch die Frau­en über Orga­ni­sa­tio­nen des Regimes gleich­ge­schal­tet werden.

Ger­trud Scholtz-Klink, um 1940

Scholtz-Klink kommt über ihren ers­ten Mann, dem SA-Mit­glied Eugen Klink, mit der natio­nal­so­zia­lis­ti­schen Ideo­lo­gie in Kon­takt. 1930 tre­ten bei­de in die Par­tei ein. Nach dem Tod ihres Man­nes setzt sie des­sen Pro­pa­gan­da­ar­beit als poli­ti­sche Red­ne­rin fort. Auch mit ihrem zwei­ten Mann, Gün­ther Scholtz, teilt sie die poli­ti­schen Anschau­un­gen. Ihre stei­le Karie­re führt sie nach der Macht­er­grei­fung der Natio­nal­so­zia­lis­ten schon 1934 an die Spit­ze des natio­na­len Frau­en­ar­beits­diens­tes. Mit der Gleich­schal­tung der Frau­en­or­ga­ni­sa­tio­nen über­nimmt sie im sel­ben Jahr die Füh­rung sowohl des NS-Frau­en­bun­des, der die weib­li­chen Mit­glie­der der NSDAP erfasst, wie auch des »Deut­schen Frau­en­werks«, das sich an Frau­en außer­halb der Par­tei wen­det. Im Novem­ber 1934 wird sie von Hit­ler, den sie glü­hend ver­ehrt, zur Reichs­frau­en­füh­re­rin ernannt. Bis in die letz­ten Wochen des Regimes pro­pa­giert sie fort­an die Rol­le der natio­nal­so­zia­lis­ti­schen Frau: Eine selb­stän­di­ge Teil­ha­be von Frau­en am gesam­ten gesell­schaft­li­chen Leben ist dar­in nicht vor­ge­se­hen. Scholtz-Klink redu­ziert die Rol­le der Frau auf Mut­ter­schaft und Ein­ord­nung in die NS-Volks­ge­mein­schaft. In den letz­ten Kriegs­ta­gen ver­sucht sie an der Ver­tei­di­gung der Reichs­kanz­lei teil­zu­neh­men. Unter fal­schen Namen gelan­gen sie und ihr drit­ter Mann August Heiß­mey­er, ein hoher NS-Funk­tio­när, nach dem Kriegs­en­de nach Beben­hau­sen. Erst 1948 wird die wah­re Iden­ti­tät auf­ge­deckt. Scholtz-Klink, die vor der zustän­di­gen Spruch­kam­mer kaum Ein­sicht zeigt, wird 1950 zu drei­ßig Mona­ten Inter­nie­rung ver­ur­teilt. Schon im Jahr dar­auf wird die Stra­fe auf dem Gna­den­weg aus­ge­setzt. Noch 1978 gibt sie ein Buch her­aus, in dem sie Posi­tio­nen aus ihrer Zeit als Reichs­frau­en­füh­re­rin ver­tei­digt. 1999 stirbt sie in Beben­hau­sen. hs

Reichs­frau­en­füh­re­rin Ger­trud Scholtz-Klink zusam­men mit Reichs­au­ßen­mi­nis­ter Joa­chim von Rib­ben­trop und Karl Wolff, Chef des Per­sön­li­chen Sta­bes des Reichs­füh­rers SS (von rechts), 1938

Mas­si­mi­lia­no Livi: Ger­trud Scholtz-Klink – Die Reichs­frau­en­füh­re­rin. poli­ti­sche Hand­lungs­räu­me und Iden­ti­täts­pro­ble­me der Frau­en im Natio­nal­so­zia­lis­mus am Bei­spiel der »Füh­re­rin aller deut­schen Frau­en«. Müns­ter 2005 (Poli­ti­sche Sozio­lo­gie, Bd. 20).
»Die Stel­lung der Frau im natio­nal­so­zia­lis­ti­schen Deutsch­land« (Aus­schnitt aus einer Rede von Ger­trud Scholtz-Klink, Herbst 1939)