15.03.2018 · Andreas Keller

1. Vor­sit­zen­der des Ver­eins ZEICHEN DER ERINNERUNG


Mei­ne sehr geehr­ten Damen und Herren,

mit Wor­ten von Otto Rosen­berg (1927 in Ost­preu­ßen gebo­ren, 2001 in Ber­lin gestor­ben),  Mit­be­grün­der und lang­jäh­ri­ger Vor­sit­zen­der des Lan­des­ver­ban­des Deut­scher Sin­ti und Roma Ber­lin-Bran­den­burg haben wir – nach Musik durch die Grup­pe Ros­zak – unser Geden­ken hier am Zei­chen der Erin­ne­rung begonnen.

Dan­ken möch­te ich Ihnen im Namen unse­rer Initia­ti­ve sehr herz­lich für Ihr Kom­men, die meis­ten von Ihnen nah­men zuvor schon am öku­me­ni­schen Got­tes­dienst in der Stifts­kir­che teil und blei­ben – so hof­fe ich – auch noch zur Aus­stel­lungs­er­öff­nung in der Martinskirche.

Dies umso mehr, als Herr Kle­graf und ich bei einer Vor-Ort Bespre­chung ges­tern fest­stel­len muss­ten, dass die Gedenk­stät­te in jüngs­ter Zeit von Van­da­len heim­ge­sucht wur­de. Nahe­zu die Hälf­te der hier an der Namens­wand im Boden ein­ge­las­se­nen Beleuchtungs­körper wur­den zer­stört. Wir sind fas­sungs­los und zutiefst bestürzt. Was moti­viert Men­schen zu sol­cher Tat an einem sol­chen Ort?

Im Juni 2006 konn­te die­se Gedenk­stät­te ein­ge­weiht wer­den und war den jüdi­schen Opfern gewid­met. In der Fol­ge wuchs die Erkennt­nis, dass wir auch ande­rer Grup­pen geden­ken wol­len und so fand heu­te vor 10 Jah­ren zum ers­ten Mal eine Gedenk­fei­er statt für die von Stutt­gart nach Ausch­witz depor­tier­ten Sin­ti. Im Som­mer 2008 wur­den auch die Namen die­ser Opfer auf der Wand angebracht.

Als Gedenk­tag wur­de damals der 15. März gewählt, da an jenem Mon­tag im Jahr 1943 der ers­te und größ­te Trans­port mit 233 Sin­ti aus Stutt­gart abging. In den fol­gen­den Mona­ten folg­ten wei­te­re Trans­por­te. Daher ste­hen hier – unter den etwa 2200 Namen jüdi­scher Opfer – in 2 lan­gen Zei­len 261 Namen. Aus Baden-Würt­tem­berg wur­den weit mehr Sin­ti und Roma depor­tiert, ins­ge­samt töte­ten die NS-Täter rund eine hal­be Mil­li­on Sin­ti und Roma in den Vernichtungslagern.

In Otto Rosen­bergs Buch „Das Brenn­glas“, 1998 erschie­nen – eine erschüt­tern­de Lek­tü­re – steht an ande­rer Stel­le (wir hören es nach­her im Kon­text) „Wie das, was von der SS und, wie man so sagt, von Deut­schen wie du und ich, getan wur­de, über­haupt gesche­hen konn­te, das über­steigt den Hori­zont. Das begreift nie­mand. Nie­mand weiß, war­um Men­schen so sein können.“

Dies Unbe­grei­fen – for­mu­liert vor 20 Jah­ren – hat nicht nach­ge­las­sen und moti­viert uns alle, Zei­chen der Erin­ne­rung zu set­zen, jeden Tag an jedem Ort, moti­viert uns, aus dem Wis­sen um die Ver­gan­gen­heit die Gegen­wart und die Zukunft zu gestal­ten und alles in unse­rer Macht ste­hen­de zu tun, dass der manch­mal schon abge­grif­fen wir­ken­de Apell „Nie wie­der“ Kraft und Bedeu­tung hat und hält.

Dass so vie­le heu­te hier her gekom­men sind, macht Mut und dankbar.

Erlau­ben Sie mir, eini­ge unter Ihnen nament­lich zu begrü­ßen, so Frau Staats­se­kre­tä­rin Schop­per und Herrn Bür­ger­meis­ter Dr. Schai­er, die Wor­te für das Land und die Stadt spre­chen wer­den und denen ich dafür danke,
Herrn Dani­el Strauss vom Lan­des­ver­band Sin­ti und Roma
Herrn Guckels­ber­ger für das Lesen aus Otto Rosen­bergs „Brenn­glas“ und den Musi­ke­rin­nen der Grup­pe Rozsak
Den Jugend­li­chen, die nach­her die Namen der 261 Sin­ti lesen, für jeden eine Ker­ze ent­zün­den und an die Namens­wand stel­len, den Schul­lei­tun­gen der Hed­wig-Dohm-Schu­le und der Alex­an­der-Fle­ming-Schu­le und den Kol­le­gin­nen und Kol­le­gen der Yad-Vas­hem-Grup­pe für die gro­ße Bereit­schaft zur Koope­ra­ti­on mit „Zei­chen der Erin­ne­rung e.V.“
Herrn David Weiss für die Aus­stel­lungs­be­treu­ung und ein­füh­ren­den Worte
Frau Pfar­re­rin Julia­ne Jer­sak von der Nord­ge­mein­de für die exzel­len­te Zusammenarbeit

Begrü­ßen möch­te ich unter den vie­len Ehrengästen
Unse­ren Lan­des­bi­schof Frank Otfried July
Mit­glie­der des Land­ta­ges und der Lan­des­re­gie­rung von Baden-Württemberg
Mit­glie­der des Gemein­de­rats, des Bezirks­bei­rats Nord und der Ver­wal­tung der Lan­des­haupt­stadt Stuttgart
Ver­tre­te­rIn­nen der Kir­chen und Reli­gi­ons­ge­mein­schaf­ten, ins­be­son­de­re der IRGW mit Frau Prof. Bar­ba­ra Traub, die nach­her in dop­pel­ter Funk­ti­on für die IRGW und ZdE zu uns spre­chen wird.

Dan­ken für die Prä­senz und Bericht­erstat­tung in den Medien

Und zuletzt einen sehr herz­li­chen Gruß in die Her­mann-Kurz-Stra­ße sen­den zu Prof. Roland Oster­tag und sei­ner Gat­tin, die heu­te hier nicht teil­neh­men kön­nen. Er ist seit Frei­tag nach 10wöchigem Kran­ken­haus­auf­ent­halt wegen zwei­er Bein­brü­che wie­der zu Hau­se und muss erst zu Kräf­ten kommen.
Dass es die Gedenk­stät­te „ZdE“ gibt, ist ihm – zusam­men mit wei­te­ren höchst enga­gier­ten Mit­strei­tern wie z.B. Micha­el Kienz­le und Jupp Kle­graf – zu dan­ken und wird nicht vergessen.

Nun möch­te ich Frau Staats­se­kre­tä­rin Schop­per und Herrn Bür­ger­meis­ter Dr. Schai­rer um ihre Gruß­wor­te bitten.

 

The­re­sa Schopper