21.08.2022 · Begrüßung Andreas Keller

Wie soll man das erklären?

Mit die­ser Fra­ge, die Eber­hard Jäckel vor 10 Jah­ren for­mu­lier­te, von Rudolf Guckels­ber­ger uns so beklem­mend nah gebracht und die auch heu­te noch letzt­lich nicht zu beant­wor­ten ist, möch­te ich Sie sehr herz­lich begrü­ßen und für Ihr Kom­men danken.

Mein Name ist Andre­as Kel­ler, Mit­glied des Vor­stands von „Zei­chen der Erin­ne­rung e.V.“ und ich darf Sie durch unse­re Gedenk­ver­an­staltung in den nächs­ten 2 Stun­den begleiten.

Vie­le Per­sön­lich­kei­ten wür­de ich ger­ne per­sön­lich begrü­ßen und bit­te um Ver­ständ­nis für den pro­to­kol­la­ri­schen Feh­ler, nur eine ein­zi­ge Per­son beim Namen zu nen­nen:
Gar­ry Fabi­an.

Der heu­te 88jährige ist für die Teil­nah­me an der Gedenk-VA extra von Mel­bourne / Aus­tra­li­en nach Stutt­gart gereist, beglei­tet von sei­nen bei­den Töch­tern Caro­le und Vicki. Er kam 1934 in Stutt­gart zur Welt, die Fami­lie sie­del­te spä­ter ins Suden­ten­land über, dann nach Prag und wur­de im Novem­ber 1942 von dort in das KZ The­re­si­en­stadt depor­tiert. Sei­ne Eltern und er gehö­ren zu den ganz weni­gen Über­le­ben­den. Sie konn­ten emi­grie­ren und fan­den ihren neu­en Lebens­mit­tel­punkt an einem Ort, der kaum wei­ter ent­fernt von Deutsch­land sein kann… Wir dan­ken sehr für sein Kom­men und die Bereit­schaft, spä­ter zu uns zu spre­chen, im Dia­log mit zwei jun­gen Menschen.

Nur wer die Ver­gan­gen­heit kennt, kann die Gegen­wart ver­ste­hen und die Zukunft gestal­ten – die­se Erkennt­nis von August Bebel lei­tet uns alle in der Erin­ne­rungs­ar­beit Täti­gen und heu­te geden­ken wir in einem Zusam­men­schluß von etwa 25 Initia­ti­ven und Insti­tu­tio­nen der Opfer der drit­ten gro­ßen Depor­ta­ti­on aus Stutt­gart – nach Dezem­ber 1941 nach Riga, April 1942 nach Izbica, nun am 22. August 1942 nach Theresienstadt.

Auf Ihrem Pro­gramm­blatt fin­den Sie eine Land­kar­te des heu­ti­gen Baden-Würt­tem­berg, in wel­cher die 58 Orte ein­ge­zeich­net sind, aus denen in den Tagen vor dem 21.08.42 fast 1100 Jüdin­nen und Juden nach Stutt­gart gebracht und in der Ehren­hal­le des Reichs­nähr­stands auf dem Kil­les­berg inter­niert wurden.

Welch logis­ti­scher Auf­wand war da nötig, um zu gewähr­leis­ten, dass alle zur geplan­ten Zeit in Stutt­gart ein­tref­fen – aus­ge­dacht und orga­ni­siert von Gesta­po-Chef Fried­rich Muß­gay und sei­nen Mit­tä­tern in der Zen­tra­le im Hotel Sil­ber und uner­bitt­lich vor allem Alte, Kran­ke, Gebrech­li­che ins Visier nahm.

Mit deut­scher Gründ­lich­keit und Per­fek­ti­on, mit voll­kom­me­ner Scham­lo­sig­keit wur­den sie total aus­ge­raubt, sie ver­lo­ren die deut­sche Staats­bür­ger­schaft und wur­den nach meh­re­ren grauen­haften Tagen / Näch­ten auf dem Kil­les­berg am 22. August hier vom Inne­ren Nord­bahn­hof mit dem Zug DA 505 der Deut­schen Reichs­bahn nach The­re­si­en­stadt depor­tiert. Nach heu­ti­gem Kennt­nis­stand über­leb­ten von 1.078 nur 48.

Wie kann man das erklären?

Ich darf nun Frau Bür­ger­meis­te­rin Isa­bel Fezer und danach Herrn Micha­el Kashi bit­ten, zu uns zu sprechen.

Direkt auf YouTube

==> Anspra­che Isa­bel Fezer auf YouTube

==> Anspra­che Micha­el Kashi