Bolzstraße / Königsbau

Alfred Hrdli­cka: Denk­mal für Eugen Bolz, 1993
Königsbau
König­stra­ße 28
70173 Stuttgart
S‑Mitte

Dr. Eugen Bolz
15.12.1881 – 23.1.1945

Staats­prä­si­dent, Innen­mi­nis­ter und
Jus­tiz­mi­nis­ter in Würt­tem­berg
Abge­ord­ne­ter des Reichs­tags und
des Würt­tem­ber­gi­schen Land­tags
Geg­ner des Natio­nal­so­zia­lis­mus
Von der Wider­stands­grup­pe
um Carl Fried­rich Goer­de­ler
als Mit­glied einer neu­en
Reichs­re­gie­rung vor­ge­se­hen.
In Ber­lin-Plöt­zen­see hin­ge­rich­tet.
Bron­ze­re­li­ef von Alfred Hrdli­cka.
Zum Geden­ken errich­tet durch die
Lan­des­kre­dit­bank Baden-Württemberg.

Eugen Bolz wur­de als zwölf­tes Kind des Kolo­ni­al­wa­ren­händ­lers Josef Bolz und des­sen Ehe­frau Maria The­re­sia, gebo­re­ne Huber, in Rot­ten­burg am Neckar gebo­ren und drei Tage spä­ter am 27. Dezem­ber 1881 in der ehe­ma­li­gen Stifts­kir­che St. Moriz getauft.

Er trat der Zen­trums­par­tei bei, für die er von 1912 bis 1918 dem Reichs­tag des Kai­ser­reichs ange­hör­te. Er ver­trat den Wahl­kreis Würt­tem­berg 13 (Aalen, Gaildorf, Nere­s­heim, Ell­wan­gen). Zugleich gehör­te er von 1912 bis 1918 der Zwei­ten Kam­mer der Würt­tem­ber­gi­schen Land­stän­de an.

1919 wur­de er in Würt­tem­berg zum Jus­tiz­mi­nis­ter, 1923 zum Innen­mi­nis­ter ernannt. Nach dem geschei­ter­ten Hit­ler-Luden­dorff-Putsch im Novem­ber 1923 griff er hart gegen die NSDAP durch, ließ ihre Spit­zen­funk­tio­nä­re ver­haf­ten und ihre Geschäfts­stel­len von der Poli­zei besetzen.

Am 15. März 1933 „wähl­te“ der würt­tem­ber­gi­sche Land­tag den Natio­nal­so­zia­lis­ten Wil­helm Murr als neu­en Staats­prä­si­den­ten. Dem Frak­ti­ons­zwang fol­gend, stimm­te Bolz am 23. März 1933 im Reichs­tag dem Ermäch­ti­gungs­ge­setz trotz sei­nes Gewis­sens­kon­flikts zu. Den­noch sahen die Natio­nal­so­zia­lis­ten Bolz als Geg­ner an. Am 19. Juni 1933 wur­de er vor einer insze­nier­ten „erreg­ten Volks­men­ge“ in „Schutz­haft“ genom­men und meh­re­re Wochen im Gefäng­nis Fes­tung Hohen­a­s­perg interniert.

Nach sei­ner Ent­las­sung zog er sich ins Klos­ter Beu­ron und anschlie­ßend ins Pri­vat­le­ben zurück. Er arbei­te­te in die­ser Zeit als Rechts­be­ra­ter der Cari­tas, Steu­er­be­ra­ter des Klos­ters Beu­ron und Teil­ha­ber der Decken­stein-Fabrik C.H. Bau­er, Stutt­gart. Die selb­stän­di­ge Tätig­keit sicher­te einer­seits der Fami­lie das Aus­kom­men und ermög­lich­te ande­rer­seits durch Geschäfts­rei­sen unauf­fäl­li­ge Kon­tak­te zu Geg­nern des NS-Staats.

Um den Jah­res­wech­sel 1941/42 kam Eugen Bolz über christ­li­che Gewerk­schaf­ter und füh­ren­de Mit­ar­bei­ter der Fir­ma Bosch in Ver­bin­dung mit dem Wider­stands­kreis um Carl Fried­rich Goer­de­ler. Gegen den geplan­ten Tyran­nen­mord an Adolf Hit­ler äußer­te er aller­dings aus reli­giö­sen und staats­phi­lo­so­phi­schen Grün­den Beden­ken; er hielt eine Ver­haf­tung Hit­lers für aus­rei­chend. Den­noch erklär­te sich Bolz bereit, nach einem Umsturz ein Minis­ter­amt in einer neu­en Regie­rung zu übernehmen.

In Goer­de­lers Minis­ter­lis­te wur­de er zunächst als Innen­mi­nis­ter, dann als Kul­tus­mi­nis­ter geführt; er soll­te vor allem einen demo­kra­ti­schen Neu­be­ginn Deutsch­lands vor­be­rei­ten und eine Ver­an­ke­rung demo­kra­ti­schen Gedan­ken­guts im deut­schen Volk bewir­ken. Nach dem miss­glück­ten Atten­tat vom 20. Juli 1944 auf Hit­ler wur­de er denun­ziert, am 12. August 1944 ver­haf­tet, am 21. Dezem­ber vom Volks­ge­richts­hof zum Tode ver­ur­teilt und am 23. Janu­ar 1945 in Ber­lin-Plöt­zen­see enthauptet.

Quel­le: Wiki­pe­dia (Aus­zü­ge)

 
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