Resi Weglein, geb. Regensteiner

* 15. Febru­ar 1894 in Nördlingen,
† 28. Janu­ar 1977 in Ulm

»Als Krankenschwester in Theresienstadt«

Mit Bestür­zung blickt Resi Weg­lein 1946 auf die grau­en­vol­len Bedin­gun­gen im Kon­zen­tra­ti­ons­la­ger The­re­si­en­stadt zurück, das sie und ihr Mann als eine der weni­gen über­lebt haben: »Wir kön­nen es heu­te noch nicht fas­sen, dass wir es durch­ge­hal­ten haben.«

Resi Weg­lein, gebo­re­ne Regen­stei­ner, kommt in Nörd­lin­gen zur Welt. Im Kriegs­jahr 1915 lässt sie sich zur Kran­ken­schwes­ter umschu­len. Ver­mut­lich im Laza­rett lernt sie den kriegs­ver­sehr­ten Kauf­mann Sie­go (Sieg­mund) Weg­lein ken­nen. 1922 hei­ra­tet das Paar; Resi hilft fort­an ihrem Mann in sei­nem Ulmer Beklei­dungs­haus. Die fort­wäh­ren­de Het­ze gegen jüdi­sche Geschäfts­leu­te und gesetz­li­che Maß­nah­men erzwin­gen 1935 die Auf­lö­sung des Geschäfts. Die Fami­lie lebt nun von der gerin­gen Inva­li­den­ren­te Sie­go Weg­leins. Die bei­den Söh­ne kön­nen 1939 flie­hen, der Jün­ge­re wird bis Kriegs­en­de von einer nie­der­län­di­schen Bau­ern­fa­mi­lie ver­steckt. Im August 1942 wer­den Resi Weg­lein und ihr Mann über den Stutt­gar­ter Nord­bahn­hof nach The­re­si­en­stadt depor­tiert. Schon weni­ge Tage nach der Ankunft tritt Weg­lein als Schwes­ter in den Kran­ken­dienst der Selbst­ver­wal­tung ein. In einem Bericht doku­men­tiert sie nach ihrer Befrei­ung die tat­säch­li­chen Zustän­de in The­re­si­en­stadt, das die Natio­nal­so­zia­lis­ten vor der Welt­öf­fent­lich­keit als Mus­ter­la­ger aus­ge­ben. Es fehlt an sau­be­rem Was­ser, an Heiz- und Brenn­ma­te­ri­al, die Ernäh­rung ist gera­de­zu erbärm­lich. Medi­ka­men­te, Ver­bands­zeug und Wäsche aller Art sind Man­gel­wa­re. Unge­zie­fer plagt die erschöpf­ten Men­schen zusätz­lich. Weg­lein und die ande­ren Kran­ken­schwes­tern bemü­hen sich nach Kräf­ten, trotz­dem ster­ben Tau­sen­de an Hun­ger, Seu­chen und Ent­kräf­tung. Am 9. Mai 1945 befreit die Rote Armee The­re­si­en­stadt. Am 8. Juli kehrt das Ehe­paar Weg­lein nach Ulm zurück. Die Pfle­ge­be­dürf­tig­keit ihres Man­nes macht eine Über­sied­lung in die USA, wohin einer der Söh­ne emi­griert war, unmög­lich. Nur gegen Wider­stän­de der Behör­den kann das Paar in den fol­gen­den Jah­ren Wie­der­gut­ma­chungs­leis­tun­gen und eine Erhö­hung sei­ner klei­nen Ren­te durch­set­zen. hs

Resi und Sigo Weg­lein beim ers­ten Zusam­men­tref­fen mit ihrem Sohn Wal­ter nach fast acht­jäh­ri­ger Tren­nung 1947 in Ulm

Resi Weg­lein: Als Kran­ken­schwes­ter im KZ The­re­si­en­stadt. Erin­ne­run­gen einer Ulmer Jüdin. Tübin­gen 1988 (Die NS-Zeit in der Regi­on Ulm/Neu Ulm, Bd. 2).