Leben bis 1933

Vom 11. Jahr­hun­dert an leb­ten Juden auf dem Gebiet des heu­ti­gen Würt­tem­bergs. Dabei wech­sel­ten Pha­sen des fried­li­chen Zusam­men­le­bens mit bru­ta­len Ver­fol­gun­gen und Ver­trei­bun­gen ab, die einen ers­ten trau­ri­gen Höhe­punkt im Umfeld der euro­päi­schen Pest­epi­de­mie 1348/49 erreich­ten. Die schritt­wei­se Rück­kehr jüdi­schen Lebens blieb Epi­so­de: Ende des 15. Jahr­hun­derts wur­den die Juden aus den Reichs­städ­ten und dem Her­zog­tum ver­trie­ben. Bis auf weni­ge Aus­nah­men leb­ten danach bis zum Beginn des 19. Jahr­hun­derts kei­ne Juden im Her­zog­tum Würt­tem­berg. Eine gan­ze Rei­he klei­ne­rer Ter­ri­to­ri­al­her­ren erlaub­te ihnen frei­lich die Ansied­lung gegen die Zah­lung von Schutz­gel­dern. Für die Siche­rung ihres Daseins waren ihnen oft nur Klein­han­del und Geld­ver­leih erlaubt. So ent­stand zwi­schen Tau­ber und Boden­see ein Landjudentum.

Mit den poli­ti­schen Ver­än­de­run­gen nach 1803 gin­gen zahl­rei­che ehe­mals selb­stän­di­ge Ter­ri­to­ri­en im König­reich Würt­tem­berg auf. Für ihre jüdi­schen Ein­woh­ner, die in die­sen Gebie­ten bis­lang in unter­schied­li­chen recht­li­chen und wirt­schaft­li­chen Bedin­gun­gen gelebt hat­ten, begann das Rin­gen um recht­li­che Anglei­chung an die christ­li­chen Mit­bür­ger. Doch erst 1864 waren sie in jeder Hin­sicht den Nicht­ju­den gleichgestellt.

Außen­an­sicht der 1938 zer­stör­ten Stutt­gar­ter Synagoge

Auch die sozia­le Struk­tur der jüdi­schen Gemein­schaft änder­te sich im 19. Jahr­hun­dert. Zahl­rei­che Juden wan­der­ten vom Land in die Städ­te, wo sie sich im Aus­bau von Han­del und Indus­trie enga­gier­ten. Die Mehr­heit assi­mi­lier­te sich zu Würt­tem­ber­gern jüdi­schen Glau­bens. Ende des 19. Jahr­hun­derts sahen sich die Juden einem wach­sen­den Anti­se­mi­tis­mus aus­ge­setzt. Die Natio­nal­so­zia­lis­ten beglei­te­ten schließ­lich ihren Auf­stieg in der Wei­ma­rer Repu­blik mit unab­läs­si­ger anti­jü­di­scher Het­ze. Die jüdi­schen Bemü­hun­gen um Tole­ranz und Akzep­tanz wur­den von der Pro­pa­gan­da der Natio­nal­so­zia­lis­ten übertönt.

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