Hans Gustav Elsas

(auch José Anto­nio Ben­ton und Hel­mut Gaupp-Turgis)
* 1. März 1894 in Straß­burg (nach ande­ren Quel­len: Stuttgart),
† August 1986 in Niterói bei Rio de Janeiro

»Für immer vertrieben«

Als die Reichs­schrift­ums­kam­mer Hans Gus­tav Elsas 1935 ver­bie­tet, lite­ra­risch tätig zu sein, beschließt er, mit sei­ner Fami­lie nach Bra­si­li­en aus­zu­wan­dern. Sei­ne Frau Maria The­re­sia Elsas erkennt schon früh die Bedro­hung der Natio­nal­so­zia­lis­ten und drängt auf Aus­wan­de­rung. So ver­lässt die Fami­lie 1936 per Schiff Deutsch­land um in Bra­si­li­en eine neue Hei­mat zu finden.

Elsas, bekann­ter unter sei­nen Schrift­stel­ler-Pseud­ony­men Hel­mut Gaupp-Tur­gis und José Anto­nio Ben­ton, ent­stammt einer ange­se­he­nen jüdi­schen Fami­lie in Stutt­gart. Er stu­diert Jura in Tübin­gen und Roma­nis­tik an der Uni­ver­si­tät Mün­chen bei Karl Voss­ler. Seit 1923 ist er als Rechts­an­walt in Stutt­gart zuge­las­sen. Er ver­tei­digt u. a. den Stutt­gar­ter Schrift­stel­ler und Arzt Fried­rich Wolf, der wegen Ver­sto­ßes gegen den Para­gra­phen 218 ange­klagt ist und das Abtrei­bungs­ver­bot auch in sei­nem Stück Cyan­ka­li § 218 the­ma­ti­siert. Elsas arbei­tet nicht nur als Rechts­an­walt. Er schreibt für füh­ren­de Zei­tun­gen, u. a. die Frank­fur­ter Zei­tung. Sei­ne Tra­gö­die Das Kla­ge­lied wird 1927 vom Würt­tem­ber­gi­schen Lan­des­thea­ter auf­ge­führt. Unter sei­nem Pseud­onym Hel­mut Gaupp-Tur­gis ver­öf­fent­licht er 1934 sei­nen sati­ri­schen Gesell­schafts­ro­man Der Bie­der­mann, der im Stutt­gart der Bie­der­mei­er­zeit spielt. Im bra­si­lia­ni­schen Exil wird Elsas Pro­fes­sor für alt­grie­chi­sche Spra­che und Lite­ra­tur an der Uni­ver­si­tät von Assis in São Pau­lo. 1938 ver­öf­fent­licht er den Roman Tar­pán. Mythe vom letz­ten Mon­go­len­zug. Wei­te­re Roma­ne und Erzäh­lun­gen wie Die Cam­bré­si­sche Hoch­zeit, Die Söh­ne Taman­gos, Cal­an­gro oder Das Frie­dens­fest der Tie­re fol­gen. 1959 wird Elsas Direk­tor bra­si­lia­ni­schen Goe­the-Gesell­schaft und Prä­si­dent der Goe­the-Aka­de­mie in Saõ Pau­lo. Von 1958 an lehrt er grie­chi­sche Spra­che und Lite­ra­tur in Assis. 1970 zie­hen Hans Gus­tav Elsas und sei­ne Frau Maria The­re­sia nach Niterói bei Rio de Janei­ro, wo er im August 1986 stirbt. In sei­ne Hei­mat­stadt Stutt­gart kehr­te Hans Gus­tav Elsas nie zurück. Sein Nach­lass, der sich in Pri­vat­be­sitz befin­det, harrt noch der Auf­ar­bei­tung. ak

Deut­sches Lite­ra­tur-Lexi­kon. Das 20. Jahr­hun­dert. Bd. 2. Bern und Mün­chen 2001. S. 315.