* 9. Juli 1908 in Buchau am Federsee,
† 9. Januar 1982 in San Francisco
»Unter steter Furcht«
»Erlanger ist Agitator und geistiger Kopf der SPD. Als Intellektueller erscheint er besonders gefährlich«, so das Innenministerium, bevor Helmut Erlanger, Jurist und in Tübingen in verschiedenen linken Organisationen aktiv, ins Exil flüchten muss.
Nach dem Studium der Rechtswissenschaft promoviert Helmut Erlanger 1932 in Tübingen. Ein Jahr später arbeitet er als Referendar am Tübinger Landgericht und steht kurz vor der Zweiten Dienstprüfung. Erlanger wird Leiter der sozialistischen Jugendorganisation »Rote Falken« und agiert im republikanischen »Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold«. Als antifaschistischer Redner der SPD führt er einen riskanten politischen Kampf mit den Nationalsozialisten. Ende März 1933 wird der Jurist verhaftet und bleibt bis zum 7. August im Konzentrationslager Heuberg auf der Schwäbischen Alb inhaftiert. Noch während der Haft wird Erlanger aus dem Justizdienst entfernt und bleibt nach seiner Freilassung unter Polizeiaufsicht. »Ich hatte natürlich sofort nach der Entlassung aus dem KZ den Wunsch, so rasch wie möglich Deutschland zu verlassen, da ich ja unter der steten Furcht einer neuerlichen Inhaftierung und Verbringung ins KZ stand.« Als einer der ersten Tübinger Juden erhält Erlanger die notwendige Unbedenklichkeitsbescheinigung, um die Ausreisepapiere in die USA zu beantragen. Noch ehe diese eintreffen, muss er aus Deutschland fliehen und reist, stets rastlos und ohne Aufenthalts- und Arbeitserlaubnis, von seinem Bruder in der Schweiz zu Verwandten nach Straßburg, um schließlich in Toulouse als Bauhelfer zu arbeiten. Nach einem körperlichen Zusammenbruch erhält Erlanger in Zürich das lang ersehnte Einreisevisum in die USA. Im November 1934 erreicht er San Francisco. Sein Geld verdient der Jurist als Lastwagenfahrer, Reinigungskraft, Lagerist und Büroangestellter. Nach einem dreijährigen Abendstudium der Rechtswissenschaft an der Universität San Francisco eröffnet Helmut Erlanger dort 1949 seine eigene Anwaltspraxis. 1959 erhält er im Rahmen der Wiedergutmachungsleistungen der Bundesrepublik Deutschland den Titel Landgerichtsrat a.D. sm
Zerstörte Hoffnungen. Wege der Tübinger Juden. Hrsg. von der Geschichtswerkstatt Tübingen. Tübingen 1995 (Beiträge zur Tübinger Geschichte, Bd. 8). v. a. S. 53f. u. 278–280.