Hermann Stern

* 14. Febru­ar 1866 in Creglingen,
† 25. März 1933 in Creglingen

»Opfer des Fanals in Franken«

»Auf den Gesich­tern der Anwe­sen­den konn­te man […] stil­le Befrie­di­gung erbli­cken«. So beschreibt der ört­li­che Ober­land­jä­ger die Reak­tio­nen, als SA-Schlä­ger in Creg­lin­gen jüdi­sche Bür­ger miss­han­deln und zwei von ihnen zu Tode prügeln.

Der am 25. März 1933 zu Tode geprü­gel­te Her­mann Stern

Todes­an­zei­ge für Her­mann Stern aus der Tau­ber-Zei­tung vom 27. März 1933

Her­mann Stern betreibt in sei­ner Hei­mat­stadt Creg­lin­gen einen Han­del mit Pfer­den und Immo­bi­li­en. Zudem ist er Vor­sit­zen­der im Auf­sichts­rat der Land­wirt­schafts- und Gewer­be­bank. Den klei­nen Land­wir­ten und Gewer­be­trei­ben­den geht es in der Welt­wirt­schafts­kri­se schlecht. Sün­den­bö­cke wer­den gesucht – und die Pro­pa­gan­da der Natio­nal­so­zia­lis­ten macht die jüdi­schen Kauf­leu­te und Händ­ler zu sol­chen. In Creg­lin­gen hat dies furcht­ba­re Fol­gen: Am 25. März 1933 kommt SA-Füh­rer Fritz Klein in das Städt­chen, mit dem Auf­trag in den Häu­sern von Juden nach Waf­fen zu suchen. Wäh­rend die Haus­durch­su­chun­gen durch Poli­zis­ten und SA-Leu­te begin­nen, löst Klein in der Syn­ago­ge den Got­tes­dienst auf. Sech­zehn Män­ner wer­den aufs Rat­haus gebracht. Dort wer­den sie nach­ein­an­der in bes­tia­li­scher Wei­se mit Knüp­peln und Stahl­ru­ten ver­prü­gelt. Vor allem Stern, der als ein­zi­ger einen Flucht­ver­such wagt, wird auf schreck­li­che Wei­se miss­han­delt. Um die Mit­tags­zeit zie­hen die Schlä­ger ab, vier der Miss­han­del­ten wer­den als Schutz­häft­lin­ge mit­ge­nom­men. Der Groß­teil der ande­ren schleppt sich nach Hau­se. Stern jedoch bleibt schwer ver­letzt zurück. Erst jetzt wird ein Arzt geholt und Stern nach Hau­se gebracht. Noch am sel­ben Nach­mit­tag stirbt er. Zwei Tage spä­ter erliegt im Würz­bur­ger Kran­ken­haus auch Arnold Rosen­feld sei­nen Ver­let­zun­gen. Stern und Rosen­feld wer­den nicht heim­lich tot­ge­schla­gen. Schau­lus­ti­ge ver­sam­meln sich vor dem Rat­haus, die Hie­be sind bis nach drau­ßen zu hören. Vie­le hal­ten die Prü­gel für eine ver­dien­te Stra­fe für die Juden, wel­che die anti­se­mi­ti­sche Pro­pa­gan­da seit Jah­ren unab­läs­sig als Schul­di­ge für alle Pro­ble­me gebrand­markt hat­te. Das Bei­spiel von Georg Braun­wald zeigt, dass auch ande­res Ver­hal­ten mög­lich war. Auf sein Ein­schrei­ten hin, las­sen die SA-Leu­te Emil Wolf frei, den sie eben­falls aufs Rat­haus brin­gen soll­ten. Nach die­ser Gewalt­or­gie zwei­feln die Creg­lin­ger Juden nicht mehr am ver­bre­che­ri­schen Cha­rak­ter der natio­nal­so­zia­lis­ti­schen Ideo­lo­gie. Schon früh flie­hen die ers­ten Gemein­de­mit­glie­der, 1939 ver­lässt mit Emil Stern, dem Sohn des Ermor­de­ten, der letz­te Jude den Ort. hs

Gedenk­fei­er am 13. Juli 1947 in Creg­lin­gen, bei der eine Gedenk­ta­fel für die ermor­de­ten Juden Her­mann Stern und Arnold Rosen­feld ent­hüllt wird

Gedenk­fei­er am 13. Juli 1947 mit Ent­hül­lung einer Gedenk­ta­fel für die am 25. März 1933 erschla­ge­nen Män­ner Her­mann Stern und Arnold Rosenfeld

Lebens­we­ge Creg­lin­ger Juden. Das Pogrom von 1933. Der schwie­ri­ge Umgang mit der Ver­gan­gen­heit. Hrsg. von Ger­hard Naser. Berga­treu­te 1999.