22.08.2012 · Roland Ostertag

Vie­les jähr­te, jährt sich in die­sen Jah­ren zum sieb­zigs­ten Mal. Hoch­zei­ten für trau­ri­ge Ereig­nis­se, für Erinnerungen.

Am 01. Dezem­ber ver­gan­ge­nen Jah­res waren es 70 Jah­re, dass der ers­te Trans­port jüdi­scher Bür­ger und Bür­ge­rin­nen der Stadt und des Lan­des von die­sem Ort nach Osten nach Riga in den Tod ging. Das Land, die Stadt, die Israe­li­ti­sche Reli­gi­ons­ge­mein­schaft Isra­els, der Staat Isra­el ver­an­stal­te­ten an die­sem Tag eine Gedenk­ver­an­stal­tung. Buch liegt dort.

Am 15. März kom­men­den Jah­res wer­den es 70 Jah­re, dass von dem­sel­ben Ort Hun­der­te Sin­ti und Roma nach Ausch­witz depor­tiert wur­den. Wir berei­ten eine Gedenk­ver­an­stal­tung vor.

1942 gin­gen von die­sem Ort zwei wei­te­re, 1943 drei wei­te­re Trans­por­te, 1944 und 1945 je ein Trans­port in die Konzentrationslager.

Am 22. August, heu­te vor 70 Jah­ren ging ein Trans­port von fast 1000 Stutt­gar­ter und Würt­tem­ber­ger jüdi­scher Bür­ge­rin­nen und Bür­ger nach The­re­si­en­stadt. Anlass unse­rer heu­ti­gen Ver­an­stal­tung. Wir haben uns zu fra­gen, war­um es so lan­ge dau­er­te, dass wir uns des­sen erin­nern.

Wir sind erst seit weni­gen Jah­ren dabei das Ver­schwei­gen, das Ver­drän­gen, das Ver­ges­sen in die­ser Stadt zu durch­bre­chen, dar­über was von 1941 bis 1945 unter dem Blick der Öffent­lich­keit mit den jüdi­schen, den Sin­ti und Roma und ande­ren Opfer­grup­pen geschah. In Stutt­gart dau­ert man­ches etwas län­ger.

Erin­ne­rung darf nicht nur Ver­gan­gen­heit sein. Eben­so wich­tig ist der Blick in die Zukunft. Es wird immer weni­ger Zeu­gen geben, die Zeug­nis von dem unge­heu­er­li­chen Gesche­hen geben kön­nen. Umso dank­ba­rer bin ich, sind wir, dass Sie Frau Auer­ba­cher, als eine der letz­ten Über­le­ben­den die­ser Depor­ta­ti­on unse­rer, Herrn Kle­grafs Ein­la­dung, zu die­ser Ver­an­stal­tung zu kom­men, gefolgt sind und zu uns spre­chen wer­den. Ich begrü­ße Sie auf das Herz­lichs­te. Gary Fabi­an, der ande­re Über­le­ben­de in Aus­tra­li­en hat ein Gruß­wort geschickt, das wir ver­le­sen werden

Beim nächs­ten Jahr­zehn­ten-Geden­ken wird das Gedächt­nis der Über­le­ben­den immer weni­ger exis­tie­ren. „Das Erleb­nis jenes Todes wird zu Ende gehen“.

Mei­ne Hoff­nung, die vita­le Erin­ne­rung am Leben zu erhal­ten set­ze ich nicht allein auf die His­to­ri­ker, Sozio­lo­gen, Schrift­stel­ler. Erin­ne­rung muss wach gehal­ten wer­den um der Zukunft wil­len, um des zukünf­ti­gen Han­delns wil­len. Dies ist eine der Auf­ga­ben die­ses Ortes, „viel­schich­tig wie die See­le der Men­schen selbst“.

Der­ar­ti­ge Orte, Erin­ne­rungs­räu­me sind das „Gedächt­nis der Stadt“. Mei­ne, unse­re Hoff­nung geht dahin, dass die­ser Ort dies in unse­rer Stadt lan­ge, immer leis­tet. Ein Zei­chen der Hoff­nung auf eine Welt ohne Gewalt, ohne Ras­sis­mus, ohne Frem­den­feind­lich­keit, der Zuver­sicht, des Frie­dens, der Tole­ranz. Dies die Auf­ga­be die­ses Ortes, die­ser Ver­an­stal­tung, dies unse­re Aufgabe.

Ich dan­ke Ihnen.